Das Innenleben des Vereins fehlt

Die Plätze sind begeistert, denn mitten in die ersten Schneeflocken hinein erschallte ein neuerliches Verbot. Die Fußballsaison wurde unterbrochen. Auch das Training wird es nicht mehr in gewohnter Form geben, denn bei den Erwachsenen sind Ungeimpfte ausgesperrt. Für unseren Verein bedeutet die Situation, dass die Siegesserie der Ersten unterbrochen wurde und die Oldies mit einem Sack voller Nachholspiele ebenso gestrandet sind. Eigentlich sind es nur drei Wochen (erstmal), allerdings mit riesiger Tragweite. Bisher zeichnete sich unser AFC, wie sicherlich auch etliche andere Vereine, dadurch aus, dass der gemeinsame Sport im Mittelpunkt stand. Da servierte der Linkswähler dem Sympathisanten der Mitte natürlich genauso die Flanke wie auch ein rechts sein Kreuz machender Spieler den Fehler des Freiheitlichen oder Grünen auszubügeln versucht. Diese Toleranz lässt sich fortsetzen bei schwarz und weiß, Stammspieler und Wechsler, aber auch bei ungeimpft und geimpft. Mehr noch: In der Kabine und Kneipe kommt man ins Gespräch, lernt den Anderen durchaus besser verstehen und kittet unbewusst die Schneise in der Gesellschaft, welche unsere Bundes- und Landespolitiker geschlagen haben. Der Verein als ein wichtiger Hort des Miteinanders ist nun auch noch weggebrochen. Dabei ist es egal, ob man der Meinung ist, dass nur Impfen hilft, ob der Impfstoff drei oder fünf Monate wirkt, die 2G-Veranstaltungen die aktuellen Infektionsherde sind oder der Ungeimpfte der beschimpfte Tyrann ist. Vier Monate lang haben Ministerpräsidenten und Merkels Crew die israelische Studie zur Notwendigkeit der dritten Dosis ignoriert und wieder das Leben der besonders zu Schützenden geopfert- für Parteiegoismen. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass das Virus auch ohne Wirkung erst kürzlich eingeleiteter Maßnahmen mitspielt und die Welle vorerst zu beenden scheint, wie es das RKI-Board seit vier Tagen präsentiert. Die Menschen müssen sich tatsächlich selbst an die Hand nehmen und sich wieder annähern, dafür braucht es die Vereine und Politiker, die sich nicht nur um sich selbst kümmern – ein Lehrjahr in der ehrlichen Kommunalpolitik würde so manch einem Versager da oben bestimmt helfen. Ich erinnere mich an Bilder, als Polizisten Familien auf der Rodelbahn  jagten, Kinder vom Spielplatz gescheucht oder sich ausruhende Rentner wegen Verweilverbots von den Bänken getrieben wurden. Das heutige Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Einklang mit den Regierenden spricht Bände. Mir fehlt der Respekt vor den Entscheidern in Land und Bund, dafür wächst die Furcht vor ihnen umso mehr. Lasst die Vereine in Ruhe und honoriert endlich Medizin- und Pflegepersonal.

Thomas Bönisch
Präsident